Archäologische Gebiete
Die wichtigsten archäologischen Stätten
Malia
Der Palast von Malia ist der drittgrößte auf Kreta nach denen von Knossos und Phaistos, und um ihn herum erstreckt sich eine minoische Stadt. Die archäologische Stätte befindet sich an der Nordküste von Ostkreta in der Nähe der heutigen Ortschaft Malia. Der antike Name der minoischen Stadt ist unbekannt, es wird jedoch angenommen, dass sich an dieser Stelle Milatos befunden hat, das vom König Sarpedon, Sohn des Zeus und der Europa und jüngerem Bruder von Minos, regiert wurde.
Rundgang und Haltepunkte
Der Palast wurde zum ersten Mal 1900 v. Chr. an einer Stelle erbaut, wo auch eine frühere Besiedlung nachgewiesen wurde (seit Mitte des 3. Jahrtausends), und er wurde 1700 v. Chr. zusammen mit den anderen Palastanlagen zerstört. Gegen 1650 v. Chr. wurde er an der gleichen Stelle wiederaufgebaut, und schließlich 1450 v. Chr. durch einen Brand zerstört.
Der größte Teil der heute sichtbaren Ruinen gehört zum neuen Palastkomplex, während sich ein Teil des ersten Palastes an der Nordwestseite der Anlage erhalten hat. Im Gebiet gefundene Scherben von Tongefäßen bezeugen menschliche Anwesenheit in neolithischer Zeit.
Die erste Ausgrabung im Palastbereich erfolgte durch Iosif Chatzidakis 1915, der wegen Geldmangel gezwungen war, seine Forschungen zu unterbrechen. Die Freilegung des Palastes und eines großen Teils der Stadt ist jedoch hauptsächlich der Französischen Archäologischen Schule zu verdanken. Die Ausgrabungen werden bis heute fortgesetzt.
Nicht verpassen
An der Stelle „Chrysolakkos“, 500 m nordöstlich vom Palast, wurde eine große Nekropole aus der älteren Palastzeit mit einer Grabanlage mit kleinen rechteckigen Räumen ausgegraben, die als Grabkammern genutzt wurden. In einem dieser Räume wurde der berühmte goldene Anhänger mit den doppelten Bienen gefunden, der jetzt im Archäologischen Museum in Iraklio ausgestellt ist.
Spätminoischer Friedhof von Armeni
Die systematischen Ausgrabungen, die 1969 begannen, haben mehr als 220 Gräber freigelegt und gehen voran mit dem Ziel, eine zugehörige Stadt aufzufinden. Es handelt sich um in den flachen Felsboden geschlagene Kammergräber, die von Osten nach Westen ausgerichtet sind und jeweils einen länglichen, ebenfalls geschlagenen Korridor besitzen, der in ihr Inneres führt.
Nur eines der freigelegten Gräber ist ein gebautes Kuppelgrab. Es enthielt neben Keramik und Waffen auch Perlen und ein Amulett mit einer Inschrift in Linearschrift A.
Aptera
Das antike Aptera war einer der bedeutendsten Stadtstaaten auf Kreta, mit strategischer Lage in der Souda-Bucht und zwei Häfen: Minoa (in Marathi) und Kisamos (in Kalyves). Seine Spuren tauchen zum ersten Mal in minoischer Zeit auf, aber seine große Blüte erlebte es in klassischer und hellenistischer Zeit. Ein starkes Erdbeben im 4. Jh. n. Chr. versetzte der Stadt einen schweren Schlag, die schließlich im 7. Jh. n. Chr. nach einem weiteren schweren Erdbeben aufgegeben wurde.
Rundgang und Haltepunkte
Es gibt viele Versionen bezüglich der Herkunft des Namens Aptera. Die populärste ist der Mythos, der erzählt, dass er von einem Musikwettbewerb zwischen den Musen und den Sirenen herrührt. Als die Musen gewonnen hatten, warfen die besiegten Sirenen ihre Flügel fort, die in die Souda-Bucht fielen und die kleinen weißen Inseln des Gebiets entstehen ließen. Die Sirenen blieben flügellos (apteres), und davon erhielt die Stadt ihren Namen.
Ihre Geschichte beginnt in minoischer Zeit, und ihre Existenz wird in Tafeln der Linearschrift B aus dem 14. Jh. v. Chr. erwähnt. Sie erlebte ihre große Blüte in klassischer und hellenistischer Zeit, als sie ihre eigenen Münzen zu prägen begann, eine starke Befestigung und ein Theater errichtet wurden. Die Apteraier waren geschickte Bogenschützen und kämpften als Söldner in verschiedenen Regionen außerhalb Kretas, wobei sie Reichtum in ihre Heimat zurückbrachten.
Das Vorhandensein von imposanten öffentlichen Gebäuden weist darauf hin, dass sich ihre Blüte auch in römischer Zeit fortsetzte, dann erlebte sie jedoch einen allmählichen Niedergang in byzantinischer Zeit.
Besonders eindrucksvoll sind aufgrund ihrer Größe und ihres guten Erhaltungszustandes zwei Wasserzisternen, die zusammen mit den zwei Bäderkomplexen weiter nördlich, deren Wasserversorgung sie sicherstellten, die größten öffentlichen Bauten waren, die in griechisch-römischer Zeit in Aptera errichtet wurden.
An zentraler Stelle der antiken Stadt befindet sich auch das Kloster des Hl. Johannes des Theologen, das bereits in einer Chronik aus dem Jahr 1181 erwähnt wird.
Nicht verpassen
Beim südöstlichen Stadttor befindet sich das antike Theater von Aptera, das in drei Bauphasen von der hellenistischen bis zur römischen Zeit hergestellt wurde, als es einen radikalen Umbau erlebte. Es wurde in einer natürlichen Bodensenke mit Ausrichtung nach Süden angelegt, mit Blick auf die Lefka Ori („Weißen Berge“).
Die noch heute sichtbaren Hauptteile des Theaters, das Koilon (Zuschauerraum), die Orchestra (Tanzplatz) und die Skene (Bühne) , werden in römische Zeit datiert. Die gesamte Kapazität des Theaters in der Antike wird auf 3.700 Zuschauer berechnet. Die nur einen Radius von 5,45 m besitzende Orchestra des Theaters ist eine der kleinsten bei antiken Theatern, was darauf hinweist, dass es hauptsächlich für Musik- und Theaterveranstaltungen vorgesehen war.
Eindrucksvoll ist auch die antike Straße aus Steinplatten an der Ostseite des Theaters, die in hellenistische Zeit datiert wird, 55 Meter lang ist und sich in sehr gutem Zustand erhalten hat.
Knossos
Das glanzvolle Zentrum der minoischen Zivilisation, Sitz des legendären Königs Minos und Hauptstadt seines Staates, liegt 5 km südöstlich von Heraklion, auf dem Hügel Kefala, am Fluss Kairatos. Die faszinierenden Mythen des Labyrinths, des Minotaurus, sowie von Dädalus und Ikarus sind mit der Stadt Knossos verbunden, die vom Ende des 7. Jahrtausends bis in die römische Zeit durchgehend bewohnt war. Ihre größte Blütezeit erlebte sie in der minoischen Zeit mit dem Bau des prächtigen Palastes, den der englische Archäologe Arthur Evans zu Beginn des 20. Jahrhunderts ans Licht brachte. Neben den Ausgrabungen führte Evans jedoch auch ein umfangreiches Restaurierungs- und Rekonstruktionsprojekt durch, so dass Knossos heute ein einzigartiges Bild einer archäologischen Stätte mit vielfältigen späteren Eingriffen bietet.
Besichtigung und Stationen
Der Palast von Knossos bildete das religiöse, administrative und wirtschaftliche Zentrum, während sich die Stadt Knossos um ihn herum ausbreitete. Die Bevölkerung wurde laut Evans auf 80.000 Einwohner geschätzt. Bei der Palastanlage handelte es sich um ein mehrstöckiges Gebäude, das eine Fläche von etwa 20.000 Quadratmetern einnahm. Bei seinem Bau wurden neuartige architektonische und bautechnische Erfindungen verwendet, wie die „Oberlichter“ und „Polythera“, die eine bessere Zirkulation von Licht und Luft in allen Räumen des riesigen Gebäudes ermöglichten.
Von der Hochkultur der Bewohner von Knossos zeugt unter anderem das umfangreiche Kanalisations- und Wasserversorgungsnetz, das an vielen Stellen sichtbar ist. Das Gebäude war in Flügeln um einen großen „Zentralhof“ angeordnet. Ein zweiter Hof im Westen diente als offizieller Zugang zur Anlage, der über ein monumentales Propylon und einen breiten Korridor führte, in dem sich eine Parastase mit einer Prozession befand. Im Westflügel lagen die Lagerräume, eine Reihe von engen Zimmern, in denen große Pithoi und Truhen untergebracht waren. An der Stätte wurden Tafeln in Linearschrift B entdeckt, die Aufzeichnungen über die dort gelagerten Produkte enthalten. Neben den Lagerräumen befanden sich das „zentrale Heiligtum“ und die „heiligen Schatzkammern“, in denen hervorragende Beispiele minoischer Kunst gefunden wurden, während sich weiter nördlich der berühmte „Thronsaal“ mit einem von Fresken umgebenen Steinthron befindet.
Im Norden des Hofes befand sich ein weiterer Eingang, der zum Hafen führte und mit der Wandmalerei einer Stierjagd verziert war. Rechts und links davon befanden sich Lager- und Archivräume, während sich im Norden der sogenannte „Zoll“ befand, eine große unterirdische Halle, in der wahrscheinlich die aus dem Hafen kommenden Waren überprüft wurden.
Im Ostflügel führte die „Große Treppe“ zu Stockwerken unterhalb des Hofes, die als „königliche Wohnräume“ bezeichnet wurden. In einem von ihnen, dem so genannten „Gemach der Königin“, befanden sich ein Bad mit einer bemalten Tonwanne (Badewanne), ein Pflegeraum und Sanitärbereiche. Nebenan befand sich das so genannte „Megaron des Königs“ oder „Halle der Doppeläxte“, da die Wände mit dem heiligen Symbol der Doppelaxt geschmückt waren. Im Norden des Flügels befanden sich die Werkstätten für Steinmetze und Töpfer, während sich im Südflügel das südliche Propylon und der Südeingang befanden, der ein Fresko des Lilienprinzen zeigt.
Verpassen Sie nicht:
Die zeremoniellen Säle, die Lagerräume, die königlichen Gemächer, die Werkstätten der Handwerker und natürlich den imposanten„Thronsaal“. Die Wandmalereien und die Gegenstände, die die Räume schmücken, sind originalgetreue Kopien der Originale, die im Archäologischen Museum von Heraklion aufbewahrt werden. Es lohnt sich, dieses Museum nach der Besichtigung von Knossos zu besuchen, um ein vollständiges Bild der großen minoischen Zivilisation und der Ausgrabungsstätte selbst zu erhalten.
Gortyna
Die Stadt von Gortyna wurde seit der Jungsteinzeit bewohnt und Funde aus dieser Zeit wurden in dem Tal und Hügeln gefunden. Zusammen mit diesen waren auch wenige Funde aus der minoischen Zeit. In der Position Kania südlich des Dorfes Mitropoli wurde eine Villa aus der Spätminoischen Zeit mit bemerkenswerten Funden ausgegraben. In der geometrischer Zeit (1100-700 v. Chr.) wurde die Siedlung in der Zitadelle entwickelt und kleinen Dörfer wurden in den Ausläufern der Berge gebaut. In der archaischen Zeit (700-500 v. Chr. ) hat die Stadt nach der Position des nachfolgenden Ekklesiasterion und später nach der Ebene in dem Gebiet des nachfolgenden Tempels von Apollo sich ausgedehnt. Aus der Stadt der klassischen Periode wurden Überreste des Ekklesiasterion in der Position des heutigen Konservatoriums gefunden. Das wichtigste Denkmal ist die Große Inschrift an der nördlichen kreisförmigen Wand des Konservatoriums.
Während der hellenistischen Zeit (Ende 4. Jahrtausend v. Chr. – 67 v. Chr.) war Gortyna eine der größten Städte der Insel Kreta. Am Anfang des 3. Jahrhunderts v.Chr. war der Leiter von eine der drei Allianz der Städte und im 2. Jahrhundert v. Chr., als Rom in den inneren Angelegenheiten von Kreta interviert hat, war Gortyna mit der Seite der Römer. Nach der römischen Eroberung wurde Gortyna die Hauptstadt der römischen Provinz von Kreta und Kyrenaika und hatte eine große Bauwachstum. In den frühbyzantinischen Jahren wurde das Verwaltungs-und städtische Zentrum der Stadt nach dem christlichen Bezirk in der heutigen Dorf Mitropoli umgestellt. Ein zweiter Kern der frühbyzantinischen Stadt befand sich in der Kirche von Agioi Deka. Nach der arabischen Eroberung hat Gortyna verwüstet.
(Autorin: Maria Eglezou)
Lissos
Schon von den hellenistischen Jahren bis zum Ende der Antike war es ein berühmtes Kultzentrum. 183 v. Chr. schloss es, zusammen mit anderen Städten der „Allianz der Kreter“, einen Vertrag mit Eumenis dem 2. von Pergamos ab. Nach seiner Zerstörung im 9. Jh. wurde es nicht mehr bewohnt.
Von der byzantinischen Jahren bis zu unseren Tagen blieb es ein örtliches, landwirtschaftliches und religiöses Zentrum, zusammen mit den Kirchen von Ai-Kirkos und Panagia, die auf den Ruinen frühchristlicher Basiliken errichtet sind.
Mit finanzieller Unterstützung durch das Gemeinschaftsprogramm LEADER 1 und mit OADYK (Organisation für die Entwicklung Westkretas) als Durchführungsstelle wurde 1994 ein Projekt für die Reinigung, Fußweggestaltung, Oberflächenforschung und Untersuchung des antiken Lissos durchgeführt. Das Tal ist zum großen Teil schon enteignet worden.
(Autorinnen: Vanna Niniou – Kindeli, Aggeliki Tsingou, Archäologinnen)
Eleutherna
Eleftherna, die wichtigste archäologische Stätte der Präfektur Rethymnon, die an den nördlichen Ausläufern des Psiloritis liegt und deren Ausgrabungen noch immer im Gange sind, bietet den Besuchern eine einzigartige Begegnung mit der Vergangenheit. Etwa 25 km südlich von Rethymnon gelegen, war Eleftherna – benannt nach Elefthereas, einem der Kureten, die auf ihre Bronzeschilde schlugen, damit ihr Vater Kronos das Weinen des kleinen Zeus nicht hörte und ihn fraß – eine der wichtigsten Städte Kretas in der geometrischen und archaischen Periode, der Zeit der Verbreitung der homerischen Epen. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. prägte die Stadt sogar ihre eigenen Münzen.
Die Universität Kreta begann 1985 mit systematischen Ausgrabungen an der Stätte, die bis heute andauern und wertvolle archäologische Funde aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die Neuzeit ans Licht gebracht haben.
Besichtigung und Stationen
Die antike Stadt von Eleftherna erstreckt sich über die Hügel Pyrgi und Nisi, wo verschiedene Denkmäler und materielle Überreste verstreut gefunden wurden. Auf der Akropolis wurden vor allem Gebäudereste aus der römischen und frühchristlichen Zeit sowie ein Teil eines Wehrturms gefunden. Bemerkenswert sind auch einige römische Häuser, die durch das starke Erdbeben von 365 n. Chr. zerstört wurden, die großen Wasserreservoirs, ein riesiger Kalksteinbruch, römische Friedhöfe, ein römisches Badehaus mit zwei Hypokausten, eine gepflasterte Straße, ein gesamtes Wohnviertel aus hellenistischer Zeit mit Häusern und einem dorischen Propylon mit fünf Pfosten (400 v. Chr.) sowie ein großes öffentliches Gebäude, das wahrscheinlich aus hellenistischer Zeit stammt (2. – 1. Jh. v. Chr.). Von besonderem Interesse ist eine erstaunlich gut erhaltene Brücke mit Spitzbogen, ebenfalls aus hellenistischer Zeit (2. Jh. v. Chr.), während in Katsivelos die Basilika des Erzengels Michael ausgegraben wurde, die im 5. Jh. n. Chr. an der Stelle eines älteren hellenistischen Heiligtums errichtet wurde.
In Orthi Petra, im westlichen Teil des Hügels, wurde eine Nekropole aus der geometrischen und archaischen Zeit ausgegraben. Zu den wichtigen und beeindruckenden Funden gehört ein Scheiterhaufen aus dem 8. Jh. v. Chr. (730-710 v. Chr.), der einem angesehenen Krieger von etwa 30 Jahren gehörte. Die Art und Weise seiner Bestattung sowie die Entdeckung eines kopflosen und unverbrannten Leichnams ohne Grabbeilagen in der Nähe des Scheiterhaufens verweisen auf die homerische Beschreibung der Bestattung des Patroklos in der Rhapsodie Psi der Ilias. Ein weiterer wichtiger Fund der Ausgrabungen ist ein Kenotaph. Es handelt sich dabei um ein großes, fast quadratisches Bauwerk, das wahrscheinlich errichtet wurde, um das Andenken derjenigen zu ehren, die fern der Heimat gestorben sind. Es handelt sich also um eine Art frühes Grabdenkmal für den Unbekannten Soldaten. In anderen Gräbern wurden kunstvolle Schmuckstücke und Vasen gefunden, die von den Verbindungen Elefthernas mit Phönizien, Ägypten, Zypern, den Kykladen und dem östlichen Mittelmeerraum zeugen. Ein Beispiel dafür ist die Grabanlage mit den Skeletten von vier Frauen im Alter zwischen 7 und 70 Jahren, die miteinander verwandt waren, alle gemeinsam starben, wahrscheinlich an einer Pandemie, und die eine herausgehobene Stellung in der lokalen Gesellschaft einnahmen. Dieser Grabkomplex von „Adligen – Priesterinnen“, wie er genannt wurde, brachte Eleftherna laut der Zeitschrift „Archaeology“ in die Top 10 der weltweit beeindruckendsten Entdeckungen des Jahres 2009.
Verpassen Sie nicht:
In dem Gebiet wurde ein archäologischer Park mit Wanderwegen und Beschilderung angelegt, der die verschiedenen Ausgrabungsstätten sowie alle Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet. Kombinieren Sie die Tour mit einem Besuch des Archäologischen Museums von Eleftherna, dessen Ausstellung das Kennenlernen der antiken Stadt ideal ergänzt und Aspekte der kretischen Geschichte erörtert, die der breiten Öffentlichkeit zum Großteil unbekannt sind.
Spinaloga
Die nur 85 Hektar große Insel Spinalonga ist ein Ort von besonderer Schönheit und historischer Bedeutung. Sie befindet sich am nördlichen Eingang der Bucht von Elounda und nimmt eine zentrale Position für die Kontrolle des natürlichen Hafens ein. Sie diente als wichtige venezianische Festung, als Zufluchtsort für Rebellen während des Kretischen Krieges, als osmanische Siedlung während der türkischen Besatzung und als Leprastation Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts, und war außerdem Schauplatz des Romans „Die Insel“ der britischen Autorin Victoria Hislop, der in 35 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 6 Millionen Mal verkauft wurde.
Besichtigung und Stationen
Spinalonga wurde bereits in der Antike, wahrscheinlich in hellenistischer Zeit, befestigt, woraufhin die Venezianer auf den Ruinen der antiken Burg eine starke Festung errichteten, die nach der Befestigungsmethode des Bastionssystems von Genese Bressani und Latino Orsini entworfen wurde. Die erste Bauphase der Festung dauerte von 1579 bis 1586. Für den Bau der Festung wurde harter Kalkstein und weicher Sandstein verwendet, der im Osten der Insel und auf der angrenzenden Halbinsel abgebaut wurde. Vor und während des Kretischen Krieges (1645-1669) wurden Reparaturen und Veränderungen an der Festung vorgenommen.
Die Festung der Insel besteht aus zwei Zonen. Die erste folgt dem Verlauf der Küste, während die zweite auf den Felsen des Bergrückens gegründet ist. Zwei quer verlaufende Mauerabschnitte —einer im Südwesten und einer im Nordosten der Insel- verbinden die beiden Zonen. An strategischen Punkten der Festung befinden sich die Halbmondförmigen Bastionen Michel und Moceniga oder Barbariga, die wichtige Werke der Festungsarchitektur darstellen.
Während der Zeit der venezianischen Herrschaft wurde die Festung für militärische Zwecke genutzt. Die Gebäude im Inneren deckten den Bedarf der Wachmannschaft. Während des Kretischen Krieges (1645-1669) flohen Flüchtlinge und Revolutionäre (die so genannten „Chainides“) nach Spinalonga, die die Insel als Stützpunkt nutzten, um die Türken zu attackieren. Aus der venezianischen Zeit sind die gewölbten Zisternen, das Garnisonsgebäude, das dreiteilige Gebäude und das Pulvermagazin neben der Kirche des Heiligen Nikolaos, das der Festung vorausging, erhalten. Während des Kretischen Krieges wurden die Kirchen Agios Panteleimon und Agios Georgios gebaut.
Kreta fiel 1669 an die Türken, doch Spinalonga blieb bis 1715 im Besitz Venedigs, als es letztlich von den Türken besetzt wurde und allmählich zu einer rein osmanischen Siedlung wurde.
Zunächst wurde die Festung vernachlässigt und als Ort des Exils und der Isolation genutzt, doch Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Rolle des Hafens aufgewertet, da er für den Außenhandel freigegeben wurde. Somit versammelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Zahl von Einwohnern – in der Mehrzahl Händler und Seeleute – auf Spinalonga und nutzte die Sicherheit der befestigten Siedlung, um die Handelsrouten des östlichen Mittelmeers zu nutzen.
Das Leben der Siedlung wurde in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts abrupt unterbrochen, als die revolutionären Aktivitäten der Christen die Mehrheit der osmanischen Einwohner von Spinalonga zur Auswanderung zwangen. Im Jahr 1897 ließen sich französische Streitkräfte auf der Insel nieder.
Im Jahr 1903 beschloss der Kretische Staat, auf Spinalonga eine Leprastation zu errichten, um den Betroffenen koordinierte Hilfemaßnahmen zu bieten. Die harten Lebensbedingungen der Betroffenen, die bis 1957 auf der Insel blieben, prägten den Ort und machten ihn zu einem Ort des Leidens und der historischen Erinnerung.
Verpassen Sie nicht:
Eine Besichtigung der Festung und der Festungsstadt von Spinalonga – beide sind bis heute in sehr gutem Zustand erhalten – ist ein besonderes Erlebnis, das den Besuchern starke Bilder und Emotionen übermittelt. Auch die Insel selbst gilt als eine der bedeutendsten Seefestungen im Mittelmeerraum. Es lohnt sich, die traditionelle Zentralsiedlung mit ihren verfallenen Häusern, das Theater an der Nordküste, die kleine venezianische Kirche Agios Georgios und den Friedhof mit der Tafel mit den Namen der auf der Insel Begrabenen Personen zu besuchen – der letzte Bewohner der Insel war ein Priester, der bis 1962 hier blieb, um der toten Leprakranken zu „gedenken“.
Palast von Zakros
Der viertgrößte minoische Palast auf Kreta nach Knossos, Phaistos und Malia diente als wichtiger Hafen und Handelsknotenpunkt mit dem Osten, wie archäologische Funde (Stoßzähne, Fayence, Kupfer usw.) belegen. An einem strategisch günstig gelegenen Punkt, in einer geschützten Bucht am östlichen Ende der Insel, war er das Verwaltungs-, Religions- und Handelszentrum des um ihn herum ausgebreiteten Zakros, und er wurde in zwei Hauptbauphasen errichtet: Der alte Palast wurde um 1900 v. Chr. gebaut, der neue um 1600 v. Chr. und wurde, wie die anderen Zentren des minoischen Kretas, 1450 v. Chr. zerstört, als die Stätte endgültig aufgegeben wurde.
Besichtigung und Stationen
Der Palast von Zakros erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 8.000 Quadratmetern und liegt am Ausgang der berühmten Schlucht der Toten. Er folgt dem Grundriss der minoischen Paläste mit dem Haupteingang auf der östlichen Seite, während sich das zweite zentrale Tor auf der nordöstlichen Seite befand, wo eine gepflasterte Straße endete, die aus dem Hafen herausführte. Ein Korridor mit Stufen führt hinunter zum nordöstlichen Tor und weiter zum zentralen Hof, dem Herzstück der gesamten Anlage und dem Ort, an dem die religiösen Zeremonien stattgefunden haben sollen. Er war von prächtigen Fassaden und Säulengängen umgeben, die Terrassen stützten. In der nordwestlichen Ecke befand sich ein steinerner Altar. Um die Größe und Bedeutung von Zakros in der minoischen Epoche zu verstehen, genügt es, sich vorzustellen, dass der Palast, einschließlich der Stockwerke, über etwa 300 Wohnungen unterschiedlicher Nutzung verfügte.
Der westliche Flügel des Palastes diente als Hauptkultstätte. Dort befand sich ein großer unterirdischer Saal für „Rituale“ mit einem von Säulen umgebenen „Oberlicht“ und mehreren „Polythyra“, von denen eines in den „Bankettsaal“ führte, wie er wegen des Fundes von Amphoren und Weingläsern genannt wurde. Der westliche Teil des Flügels wird vom Heiligtum eingenommen, das aus elf Räumen unterschiedlicher Größe besteht. Ein kleiner Raum mit einer hohen Terrasse zur Aufbewahrung von Gegenständen bildete das Hauptheiligtum und war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Daneben befand sich ein unterirdisches Kultbecken, während sich im Süden drei Nebenräume befinden: eine Steinmetzwerkstatt, ein Lagerraum und die Schatzkammer. Weiter westlich befindet sich das Archiv, in dem Kisten mit Tontafeln der Linearschrift A auf Tonregalen aufbewahrt wurden.
Im Ostflügel befanden sich die „königlichen Wohnräume“ und das Verwaltungszentrum, während vom zentralen Hof aus ein Polythyron in den sogenannten „Zisternensaal“ führte. Im Südflügel befand sich ein kleiner Komplex von Werkstätten, in denen Parfüms und kleine Gegenstände aus Fayence, Erzkristall und anderen kostbaren Materialien hergestellt wurden. Im Nordflügel befinden sich die große Treppe, die in das Obergeschoss führt, die „Lagerräume der königlichen Wohnräume“, eine Badeanlage und ein großer, durch einen Korridor zugänglicher Raum, der als Küche interpretiert wird und wahrscheinlich von einem Festsaal im Obergeschoss genutzt wurde.
Verpassen sie nicht:
Die Schatzkammer, die einzige der minoischen Welt, die nicht geplündert war und eine große Anzahl von meisterlichen rituellen Gefäßen enthielt, aber auch die wunderschönen Funde, die durch die Ausgrabungen des griechischen Archäologen Nikolaos Platonas ans Licht kamen. Die meisten von ihnen werden im Archäologischen Museum von Heraklion ausgestellt.
Palast von Phaistos
Der zweitgrößte minoische Palast Kretas wurde auf einem Hügel am westlichen Ende der Ebene von Messara erbaut, an einem Punkt, der sowohl die Güter der Ebene als auch den Ausgang zum Meer und die Häfen des Golfs (Kalamaki, Kommos und Matala) kontrolliert. Wie jeder minoische Palast war er das administrative, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Region, während sich um ihn herum die minoische Stadt ausbreitete. Der Mythologie zufolge herrschte in Phaistos die Dynastie von Rhadamanthys, Sohn des Zeus und Bruder von Minos.
Aufgrund seiner hervorragenden architektonischen Zusammensetzung und seiner tadellosen Konstruktion gilt der Palast von Phaistos bis heute als eines der besten Beispiele eines minoischen Palastes. Der erste Palast wurde zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. erbaut und um 1700 v. Chr. durch ein großes Feuer zerstört. Auf den Ruinen wurde ein neuer, größerer Palast errichtet, der, wie die anderen minoischen Zentren, Mitte des 15. Jahrhunderts v. Chr. zerstört wurde, als die Stätte endgültig aufgegeben wurde.
Besichtigung und Stationen
In der begehbaren archäologischen Stätte sind sowohl Reste des alten als auch des neuen Palastes zu sehen. Der Zugang erfolgt über den gepflasterten westlichen Hof, der diagonal von einer gepflasterten Straße durchquert wird. An ihrem nördlichen Ende befinden sich acht Stufen, die als Theatertribünen dienten, während sich am Ende der Straße im Süden das sogenannte Propylon befindet, welches den Eingang zum Alten Palast darstellt.
Am nordöstlichen Rand des westlichen Hofes befindet sich eines der ersten Heiligtümer der Gegend. Dahinter sind die monumentale Treppe und die beeindruckenden Propyläen des neuen Palastes zu sehen, eines der Meisterwerke der prähellenischen Architektur. Ein breiter Korridor verbindet den westlichen Hof mit dem „Zentralhof“, der das Herzstück darstellt, um das die verschiedenen Flügel des Komplexes symmetrisch angeordnet sind.
Im Westflügel befanden sich die sogenannten „Vorratskammern“; zehn Räume, in denen die Güter des Palastes (Wein, Öl, Honig, Getreide usw.) in großen Krügen aufbewahrt wurden. Südlich davon befanden sich kleinere, sakrale Räume, wovon die dort gefundenen Kultgegenstände und Gravuren von Doppeläxten an den Wänden zeugen. Die Werkstätten befinden sich im Ostflügel, während ein gepflasterter Korridor unter freiem Himmel mit einer Entwässerungsrinne für Regenwasser zum kleinen „Nordhof“ führt.
Verpassen Sie nicht:
Die luxuriösen „königlichen Wohnräume“, zu denen der prachtvolle Eingang des Nordflügels führt. Hier befindet sich das „Gemach der Königin“ und nördlich davon das „Megaron des Königs“, das mit reichen Fresken geschmückt und mit Alabasterplatten gepflastert war. Am nordöstlichen Ende des Palastes ist eine Reihe von Räumen erhalten, die zum Alten Palast gehörten und möglicherweise dessen „Archive“ darstellten, da in einem von ihnen der berühmte Diskus von Phaistos, der berühmteste Fund der Stätte, zusammen mit Tafeln der Linearschrift B gefunden wurde.